Bildungstrends
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Massnahmen gegen den Fachkräftemangel in der Hospitality Branche

EHL Insights
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Die Pandemie und die darauffolgende Wirtschaftskrise haben viele Branchen erheblich beeinflusst und nachhaltig verändert. Ganz besonders betroffen ist davon auch die Schweizer Hotellerie und Gastronomie: 2020 wurden in der Schweiz 15.8 Millionen weniger Logiernächte verzeichnet, und es gingen 40'400 Arbeitsplätze verloren. Die Experten der EHL sind täglich mit den Auswirkungen dieser Veränderungen konfrontiert. Deshalb werden die Aus- und Weiterbildungskonzepte stetig weiterentwickelt, um die Studierenden bestmöglich auf die neuen Anforderungen und Realitäten vorzubereiten.
 
Eine Herausforderung, welche die Hospitality Branche besonders beschäftigt, ist der Fachkräftemangel. Nicht nur im Gesundheitsbereich hat die Pandemie den Mangel an kompetenten Fachleuten verschärft, sondern genauso auch im Gastgewerbe. Gemäss Gastrosuisse findet aktuell mehr als jeder dritte Betrieb in grossen Schweizer Städten kein geeignetes Personal.
 
Interview über den Fachkräftemangel in der Schweizer Hospitality Branche mit Beatrice Schweighauser, Schulleiterin der Hotel-Kommunikationsfachlehre EFZ und des HF Studiengangs zur/zum Dipl. Hotelier/e-Gastronom/in an der EHL Passugg.
 

Auslöser des Fachkräftemangels im Gastgewerbe

Warum hat die Attraktivität der Arbeit im Gastgewerbe abgenommen?

Ich bin der Meinung, dass die Branche selbst einen wichtigen Schlüssel gegen den Fachkräftemangel in der Hand hält. Die Lernenden und Studierenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Die Betriebe dürfen in ihren Anstrengungen nicht nachlassen, eine gute Ausbildungsqualität sicher zu stellen. Die Schulen arbeiten an neuen Inhalten, bieten Lernmöglichkeiten in verschiedenen Formaten an und jeder einzelne Ausbildner muss mit Überzeugung, Professionalität und Herzblut die jungen Menschen befähigen, damit sie für die Arbeit in der Branche gerüstet sind. Ebenso brauchen die jungen Berufseinsteiger attraktive berufliche Perspektiven, damit wir sie in der Branche halten können. Aber ohne die notwendige Wertschätzung und Anerkennung werden auch diese gut ausgebildeten Fachkräfte leider wieder abwandern. Es sind also sozial-politische Anstrengungen notwendig.
 

Attraktivere Arbeitsbedingungen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels sind notwendig

Eine wichtige Aufgabe liegt meiner Meinung nach deshalb in einer überzeugenden Personalarbeit. Kreativität in der Rekrutierung ist gefragt, Ausbildung von Talenten sowie die Aktivierung weiterer Mitarbeiterpotenziale, wie Wiedereinsteigerinnen oder Quereinsteiger. Schon heute ist die Branche sehr weiblich geprägt und auch wir haben in der Schule kontinuierlich einen hohen Anteil an weiblichen Studierenden und Lernenden. Hier gilt es, geeignete Massnahmen zu finden, Frauen die geeignete Flexibilität zu bieten, um diese in der Branche zu halten.
 
Für die Arbeitgeber ist es in Zukunft unabdingbar, mit einer starken Arbeitgebermarke, strategischem Recruiting und Mitarbeiterentwicklung auf dem Arbeitsmarkt präsent zu sein. Ich denke auch, dass die 4-Tage-Woche zu einem USP im Rekrutierungsprozess werden kann.
 
Das momentan schlechte Image der Branche hat meiner Meinung nach viele Facetten; Auf der einen Seite drückt der Schuh bei den veralteten Führungsstrukturen, den langen Arbeitszeiten, hohe Arbeitsbelastung sowie dem mittelmässigen Lohn. Um die Branche wieder attraktiv zu machen, müssen diese strukturellen Bedingungen verändert werden, damit sich auch Berufseinsteiger stärker für unsere Branche interessieren. Wir müssen Fürhungskulturen schaffen, in welcher sich die Generation Z und Y wohlfühlen.
 

Innovative und flexible Aus- und Weiterbildungsangebote werden gebraucht

Auch die Angebote im Bereich Aus- und Weiterbildung müssen sich den zukünftigen Herausforderungen anpassen und die  neue Möglichkeiten des blended Learnings umsetzen, damit der Zugang zeit- und ortunabhänig gestaltet werden kann.
 
Für die heutigen Berufseinsteiger, mehrheitlich Generation Z, hat sich das Verhältnis zur Arbeit verändert.
Die Erwartungen der Generation Z an den Arbeitsplatz sind werteorientiert und entsprechen ihren persönlichen Moralvorstellungen sowie ist die Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration sehr hoch geschätzt auch schätzen sie Sicherheit, Kommunikation und Transparenz
 
Auch wenn sie in dem Ruf stehen, an ihren Bildschirmen zu kleben, scheinen die Arbeitnehmer der Generation Z tatsächlich grossen Wert auf Beziehungen und persönliche Kommunikation am Arbeitsplatz zu legen. Eine Studie ergab, dass 90% der Arbeitnehmer der Generation Z eine menschliche Beziehung am Arbeitsplatz wünschen und schätzen.
 
Es gibt aber auch tolle Betriebe, welche genau dort ansetzen und dadurch auch sehr erfolgreich sind und eine vorbildliches Employer Branding umsetzen. Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, braucht es gemeinsame Bestrebungen der Branche, Bildungsinstitutionen und Betrieben. 
 
Wichtig: Um die Attraktivität der Branche also zu erhöhen, ist es notwendig, dass jeder einzelne Betrieb sich seiner Rolle in diesem Prozess bewusst wird.
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Massnahmen um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken

Wie reagiert Ihre Schule auf den Fachkräftemangel in der Hospitality Branche?

Es ist unsere Aufgabe, den Lernenden und Studierenden die Möglichkeiten des lebenslangen Lernens zu bieten sowie die Anforderungen aus den Betrieben wahrzunehmen, aufmerksam die Entwicklung zu verfolgen und proaktiv die Lerninhalte in die Lehrpläne umzusetzen. Mit all unserem Tun unterstützen wir die berufliche Mobilität und Arbeitsmarktfähigkeit unserer Studierenden.
 
Auf der einen Seite tun wir das mit unseren professionellen Ausbildungen wie dem neuen EFZ Beruf Hotel-Kommunikationsfachfrau-mann oder dem überarbeiteten HF Kurrikulum zur/zum eidg. Dipl. Hotelier/e-Gastronom/in, welches im Januar zum ersten Mal gestartet ist sowie dem aufbauenden Bachelorprogramm. Ebenso bieten wir jährlich neue Kurzlehrgänge für Branchen-Experten an, damit sie sich bei uns weiterbilden können. 
 
Wir engagieren uns als Bildungsinstitution mit den Verbänden bei bildungspolitischen Themen und setzen unser Bildungs-Know-how überall dort ein, wo wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken oder präventiv agieren können. So wie zum Beispiel im Pilot zum Quereinsteiger Programm „Rezeption“ für den Zürcher Hotelier-Verein.
 

Ist das Quereinsteigerprojekt, ein Problemlösungsansatz, um dem Fachkräftemangel in der Schweiz entgegenzuwirken? 

Das Pilot Projekt ist aus der Basis entstanden; sprich die Züricher Hoteliers sind an den Verband getreten mit der konkreten Idee und Vorstellung der Bedürfnisse. Das ist denke ich sehr wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung. Es fehlt für Quereinsteiger eine unkomplizierte Eintstiegsmöglichkeit für Personen, die gut ausgebildet sind, aber keine Erfahrung in der Branche haben.  Das Pilot Programm richtet sich an Quereinsteiger, die Lust auf einen Neuanfang in der Hotellerie haben. Genauso suchen wir aber auch Personen, die, zum Beispiel nach einer längeren Pause, wieder ins Berufsleben einsteigen möchten. Das kann gerade auch für Frauen mit Familie eine Chance sein, mit einem beruflichen Update erfolgreich Fuss zu fassen.
 
Mit den Erfahrungen aus dem Pilot soll nachher geprüft werden, ob sich dieser Ansatz bewährt und multipliziert werden kann für andere Regionen. Wichtig ist, dass solche Quereinsteigerprojekte eine nachhaltige Lösung sind und keine Schnellbleiche!
 

Wie erklären Sie sich, dass 400 Anmeldungen für dieses Quereinsteigerprojekt eingegangen sind, obwohl die Arbeit in der Branche angeblich so unattraktiv ist?

Das zeigt doch auf, dass unsere Branche sehr attraktiv für Quereinsteiger ist und wir hier ein Potential für Fachkräfte erschliessen können, welches wichtig ist. Die Hospitality Branche bietet zahlreiche Karrieremöglichkeiten und eine sinnstiftende Arbeit mit und für Menschen, welche mit vielen positiven Emotionen verbunden wird. Wir müssen verstärkt auf diese positiven Emotionen, diese Arbeitszufriedenheit und Begeisterung aufbauen. 
 
Diese grosse Nachfrage zeigt auch auf, dass bis jetzt ein solches niederschwelliges Angebot gefehlt hat und hier hat Hotelleriesuisse zusammen mit den Bildungsinstitutionen und Betrieben ein erfolgsversprechendes Programm gestartet. 
 

Wie haben sie Ihre Angebote angepasst, um den Fachkräftemangel zu hemmen?

Die EHL Swiss School of Tourism and Hospitality ist Teil der EHL Gruppe und damit eine Partnerschule der EHL Hospitality Business School.
 
Die EHL Gruppe hat 3 Standorte, wobei sich der EHL Campus Passugg auf die Berufsausbildung mit 3 Hauptprogrammen konzentriert: Hotel-Kommunikationsfachfrau/-mann EFZ, eidg. Dipl. Hotelier/e-Gastronom/in HF, Bachelor in International Hospitality Management. Wir sind einzigartig in der Branche und der Schweiz mit dieser Durchlässigkeit; vom EFZ bis Bachelor auf einem Campus!
Zudem bieten wir individuelle Kurzlehrgänge zur Weiterbildung von Branchen-Experten an.
 

Weiterentwicklung des Eidg. Dipl. Hotelier-Gastronom HF

Unsere Neuausrichtung des HF Lehrgangs geht in Richtung Affective Hospitality; ein guter Hotelier/Gastgeber überzeugt bei seinen Mitarbeitenden und Gästen mit seiner Persönlichkeit! Dies wollen wir unseren Studierenden mit auf den Weg geben. Wir arbeiten hier an einem Forschungsprojekt mit der Uni Genf (Institut für Affektive Wissenschaft) und werden zukunftsweisende Grundlagen schaffen können. Wir legen somit mehr Gewicht auf die Soft Skills; zwischenmenschliche Fähigkeiten, Verhaltensweisen und Einstellungen sowie soziale Kompetenzen. 
 
Die Fähigkeiten haben wir in unserem neuen Lehrgang zum HF Hotelier/Gastronom zusammengefasst in vier verschiedene Rollen; Gastgeber der Host, Communicator, Entrepreneur (Unternehmer) und Networker. Die Absolventen sollen in der Lage sein, ihre verschiedenen Rollen zum richtigen Zeitpunkt auf der Hotelbühne mit viel Professionalität einzusetzen.
 

Die neue Lehre: Hotel-Kommunikationsfachleute EFZ

Dieser „neue“ Beruf schliesst eine Lücke in unserem Berufsbilder Portfolio; die jungen Berufseinsteiger werden in einer 360 Ausbildung in alle Bereiche des Hotels eingeführt und erlegen so einen sehr breiten Einblick in die Branche. Dieser Beruf hat seinen Ursprung in Graubünden und ist entstanden aus der früheren kantonalen Ausbildung „Hotel-Gastrofachfrau/-mann“ – ein Berufsperle im Kanton.
 
 
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